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Kohlmeise

 

Die Kohlmeise ist die größte und am weitesten verbreitete Meisenart Mitteleuropas. Sie gilt als anpassungsfähig, lernfähig und ökologisch bedeutsam, da sie während der Brutzeit große Mengen an Raupen und Insektenlarven frisst. Dadurch spielt sie eine Schlüsselrolle in der natürlichen Schädlingskontrolle, besonders in strukturreichen Gärten und Obstbeständen.

 

 

Aussehen & Bestimmung

Merkmal Beschreibung

Kopf schwarze Kappe, weißer Wangenfleck

Brust gelb mit schwarzem Längsband

Rücken grünlich

Flügel grau-blau, helle Flügelbinde

Größe 13–15 cm, kräftiger als Blaumeise

Sexualdimorphismus:

Männchen: breites, bis zum Bauch durchlaufendes Brustband

Weibchen: schmaleres, unterbrochenes Band

Flugbild: geradlinig, schnelle Flügelschläge, oft niedrige Flughöhe

Verwechslung: gering, da Färbung sehr charakteristisch.

 

Verbreitung & Lebensräume

Die Kohlmeise ist fast in ganz Europa verbreitet und besiedelt:

Laub- & Mischwälder

Gärten & Parks

Streuobstwiesen, Feldgehölze

städtische Grünanlagen

Zugverhalten:

Mitteleuropa überwiegend Standvögel

Nord- & Ostpopulationen teils Zugvögel

bei Nahrungsknappheit irruptive Winterwanderungen möglich

 

Verhalten & Sozialstruktur

territorial während der Brutzeit

im Winter in gemischten Schwärmen (mit Meisen, Kleiber, Goldhähnchen)

neugierig, lernt neue Nahrungsquellen schnell

häufig dominant gegenüber kleineren Meisenarten

Historisch dokumentiert: Öffnen von Milchflaschen-Kappen als kollektives Lernverhalten (20. Jh., UK).

 

Ernährung & ökologische Rolle

Die Kohlmeise ist ein vorwiegend insektivorer Allesfresser.

Jahreszeit Hauptnahrung

Frühling/Brut Raupen, Insektenlarven, Blattläuse, Spinnen

Sommer Insekten + Früchte, Beeren

Herbst Samen, Nüsse, Beeren

Winter Insektenstadien (Puppen, Eier), ergänzt durch Samen & Fettfutter

Ein Brutpaar kann mehrere Tausend Raupen pro Saison verfüttern.

Geeignete Futterangebote:

Sonnenblumenkerne (mit/ohne Schale)

Erdnüsse (ungesalzen)

Fettfutter/Meisenknödel ohne Netz

Mehlwürmer

 

Brut & Fortpflanzung

Brutzeit: April–Juli

meist 1–2 Bruten pro Jahr

Höhlenbrüter: Baumhöhlen, Mauerspalten, Nistkästen

Merkmal Wert

Gelege 6–12 Eier

Brutdauer 12–14 Tage

Nestlingszeit 16–22 Tage

Nestmaterial Moos, Gräser, Federn

Paarungsverhalten meist saisonal monogam, Fremdvaterschaften möglich

Junge Kohlmeisen fliegen nach dem Ausfliegen noch mehrere Wochen mit Elternverbänden.

 

Gesang & Rufe

Gesang (v. a. Männchen):

klar, rhythmisch, zweisilbig

typische Motive: „zi-zi-bäh“, „tü-ta-tü-ta“

Rufe:

scharfe Warnrufe, variantenreich

viele soziale Kontaktlaute

Stadtvögel singen teils höherfrequent durch Umgebungslärm.

 

Konkurrenz & Ökologiebeziehungen

Die Kohlmeise ist konkurrenzstark und kann Blaumeisen:

an Nistkästen

an Futterstellen

verdrängen. Das ist jedoch lokal begrenzt und führt nicht zu regionalen Bestandsrückgängen.

 

Krankheiten & Gesundheitsrisiken

Relevante Risiken:

bakterielle Infektionen bei feuchtem Futter (Serratia marcescens)

Parasiten in alten Nestern → jährliche Reinigung

Trichomoniasis selten, eher bei Finken

Regelmäßige Reinigung von Futterstellen und Tränken reduziert Infektionsgefahr.

 

Schutzmaßnahmen im Garten

✔ Nistkästen mit 32 mm Lochdurchmesser

✔ mehrere Kästen mit Abstand (>10 m) gegen Konkurrenz

✔ heimische Laubbäume & Sträucher

✔ keine Insektizide → Raupen sichern Brutnahrung

✔ Wasserstellen regelmäßig reinigen

Nicht geeignet: sterile Ziergärten, Plastiknetze, Schnitt während Brutzeit.

 

 

Häufige Fragen (FAQ)

Ist die Kohlmeise ein Standvogel?
Ja, meist. Junge Vögel können im Winter kurze Strecken wandern.

Wie alt wird eine Kohlmeise?
Durchschnittlich 2–3 Jahre, in Ausnahmefällen über 10.

Woran erkennt man Männchen & Weibchen?
Männchen haben einen breiteren und kräftigeren schwarzen Bruststreifen.