Der Rotmilan ist ein mittelgroßer Greifvogel aus der Familie der Habichtartigen (Accipitridae). Er ist eine europäische Endemitenart, deren Weltbestand zu etwa 50–60 % in Deutschland brütet, weshalb Deutschland eine besondere Verantwortlichkeit für den Erhalt der Art trägt.
MERKMALE
Körperlänge: 60–70 cm
Spannweite: 150–170 cm
Gefieder: rostrot-braune Oberseite, heller Kopf, markante dunkle Schwingen
Typisch: tief gegabelter Schwanz, im Flug zur Steuerung beweglich
Flugbild: eleganter Segelflug mit leicht V-förmig gehaltenen Flügeln
Der Rotmilan lässt sich durch seinen stark gegabelten Stoß sicher vom Schwarzmilan (Milvus migrans) unterscheiden.
LEBENSRAUM
Rotmilane bevorzugen:
strukturreiche Agrarlandschaften
offenes Grünland und Felder zur Nahrungssuche
lichte bis mittelalte Wälder zur Brut
Die Art benötigt eine Kombination aus offenen Flächen zur Jagd und geeigneten Horstbäumen in Wald oder Feldgehölzen.
NAHRUNG
Der Rotmilan ist ein opportunistischer Allesfresser mit Schwerpunkt auf bodennaher Beute.
Häufige Nahrungsbestandteile sind:
- Wühlmäuse und andere Kleinsäuger
- Aas (besonders Straßenopfer)
- Regenwürmer
- Insekten
- gelegentlich kleine Vögel, Amphibien oder Fische
Er sammelt Nahrung oft vom Boden auf und jagt bevorzugt im Suchflug.
FORTPFLANZUNG
Brutbeginn: März bis April
Horstbau: meist auf hohen Bäumen, oft Wiederverwendung über mehrere Jahre
Gelegegröße: 2–3 Eier
Brutdauer: ca. 32–34 Tage
Nestlingszeit: 45–50 Tage
Beide Altvögel beteiligen sich an Aufzucht und Fütterung. Der Bruterfolg hängt stark vom Nahrungsangebot, besonders der Wühlmausdichte, ab.
ZUGVERHALTEN
Der Rotmilan ist ein Kurz- bis Mittelstreckenzieher.
Hauptüberwinterungsgebiete: Frankreich, Spanien, Portugal
In milden Wintern bleiben einige Individuen in Mitteleuropa
Die Zugzeiten liegen von Oktober–November und Februar–März.
GEFÄHRDUNG
Wichtigste Gefährdungsfaktoren:
- Kollisionen mit Windenergieanlagen
- Verlust geeigneter Brut- und Nahrungsräume
- Intensivierung der Landwirtschaft
- illegale Vergiftungen
- Nahrungsmangel bei lang anhaltenden Schneedecken oder Frostperioden
Der Rotmilan ist nach EU-Vogelschutzrichtlinie Anhang I besonders geschützt.
Viele Populationsverluste lassen sich durch Landschaftspflege, Horstschutz und Extensivierungsmaßnahmen reduzieren.
