Das Rotkehlchen gehört zu den bekanntesten Gartenvögeln Mitteleuropas. Trotz seines vertrauten Auftretens gegenüber Menschen ist es stark territorial, besonders während der Brutzeit. Als überwiegend bodenorientierter Insektenfresser spielt es eine wichtige Rolle bei der Kontrolle von Bodenwirbellosen und profitiert von naturnahen Gärten mit dichter Vegetation und unaufgeräumten Bereichen.
Aussehen & Bestimmung
Merkmal Beschreibung
Brust orange bis rostrot, ausgedehnt bis über Gesicht
Rücken olivbraun
Bauch hellgrau bis weißlich
Größe 12–14 cm
Haltung aufrecht, oft zuckende Bewegungen
Jungvögel:
keine rote Brust
braun-gelb gesprenkelt → häufigste Quelle für Verwechslungen
Verwechslung:
Jungen mit Amseln oder Zaunkönigen
Erwachsene kaum zu verwechseln
Verbreitung & Lebensräume
Das Rotkehlchen ist in Europa weit verbreitet, vom Mittelmeerraum bis Skandinavien.
Typische Habitate:
Gärten mit Unterholz
Waldränder, Dickichte, Hecken
Parks, Friedhöfe
feuchte, schattige Strukturen
Es benötigt Deckung in Bodennähe und meidet offene Rasenflächen ohne Strauchschutz.
ZUGVERHALTEN (PRÄZISIERT)
Region Verhalten
Mitteleuropa überwiegend Standvogel
Nord-/Osteuropa Langstreckenzieher bis Südwesteuropa/Nordafrika
Stadtpopulationen ziehen seltener, überwiegend überwinternd
Im Winter halten sich viele Rotkehlchen aus Nordeuropa zusätzlich in deutschen Gärten auf.
Verhalten & Sozialstruktur
stark territorial, sowohl Männchen als auch Weibchen außerhalb der Brutzeit
Bodenjäger: Hüpfbewegungen, Stoppen, Lauschen, Stoßpick
folgt oft Gärtnern oder Wildsäugern, um aufgewühlte Insekten aufzunehmen
weitgehend Einzelgänger
Das vertraute Verhalten gilt gegenüber Menschen, nicht gegenüber Artgenossen.
Ernährung & ökologische Rolle
Das Rotkehlchen ist ein überwiegend insectivorer Bodenfresser.
Jahreszeit Hauptnahrung
Frühling/Brut Insekten, Würmer, Spinnen
Sommer Insekten + Beeren
Herbst Samen, Früchte, Beeren
Winter Beeren, Fettfutter, Haferflocken (ergänzend)
Naturnahe Nahrungspflanzen:
Holunder
Eberesche
Brombeeren & Himbeeren
Stechpalme
Hagebutte
Ökologische Funktion:
Reguliert Bodenglieder wie Käferlarven und Würmer (kein „Schädling“, aber reguliert Populationen)
Geeignetes Futter:
Weichfuttermischungen
eingeweichte Rosinen
Haferflocken mit Fett
Mehlwürmer (lebend oder getrocknet)
🚫 Keine Brotreste, keine gesalzenen Speisereste.
Brut & Fortpflanzung
Brutzeit: März–Juli
meist 2 Bruten, in milden Jahren vereinzelt 3
Halbhöhlenbrüter, bevorzugt Boden- und Strauchnähe
Neststandorte:
Wurzelhöhlen
dichtes Unterholz
Mauernischen, Holzstapel, Efeu
selten Nistkästen → spezielle Halbhöhlen nötig
Brutdaten Werte
Gelege 4–7 Eier
Brutdauer 12–15 Tage
Nestlingszeit 12–15 Tage
Jungvögel werden außerhalb des Nests weitergefüttert
Bodenbrut macht Art besonders anfällig für Katzen und Mähroboter.
Gesang & Lautäußerungen
Gesang:
fein, fließend, perlend
komplex, melancholischer Klang
gesungen von Männchen, teils auch Weibchen außerhalb Brutzeit
Rufe:
Alarm: scharfes, hohes „tick tick“
Kontakt: feine, leise Töne
Besonderheit:
Rotkehlchen singen häufig auch im Winter, da Territorialität ganzjährig relevant ist.
Gefährdungen & Schutzmaßnahmen
Gefahr Wirkung Lösung
Katzen & Marder starke Verluste, besonders Bodenbruten dornige Hecken, Nester höher, katzensichere Bereiche
Mähroboter tödlich für Jungvögel nur tags + außerhalb Brutzeit
Habitatverlust weniger Unterholz & Bodenstrukturen Laub liegenlassen, Hecken, Totholz
Nahrungsknappheit weniger Insekten kein Einsatz von Insektiziden
Weitere Risiken: Glas, Lichtverschmutzung, Winterkälte bei Zugvögeln.
Tipps für einen rotkehlchenfreundlichen Garten
✔ Laub- & Totholzbereiche nicht komplett räumen
✔ bodennahe Strauchschichten und Efeu stehen lassen
✔ Halbhöhlen an geschützten Stellen anbieten
✔ Weichfutter & Beeren im Winter
✔ Mähroboter zeitlich begrenzt einsetzen
HÄUFIGE FRAGEN ZUM ROTKEHLCHEN (FAQ)
Warum heißt das Rotkehlchen so?
Wegen seiner auffällig orange-roten Brust, die besonders im Winter gut sichtbar ist.
Was frisst ein Rotkehlchen?
Hauptsächlich Insekten, Würmer und Spinnen; im Winter auch Beeren und weiches Futter.
Kann man Rotkehlchen füttern?
Ja, aber am besten mit Mehlwürmern, Haferflocken und ungesalzenen weichen Futterarten – kein Brot.
Wo brüten Rotkehlchen?
Meist bodennah in dichter Vegetation, Hecken, Wurzeltellern oder Halbhöhlen.
Sind Rotkehlchen scheu oder zutraulich?
Sie sind neugierig und oft sehr zutraulich, bleiben aber territorial und verteidigen ihr Revier.
Singen Rotkehlchen auch im Winter?
Ja, sie gehören zu den wenigen Vogelarten, die ganzjährig singen.
