Das Reh ist das häufigste Wildsäugetier in Bayern und prägt vielerorts die Kulturlandschaft. Es lebt in Wäldern, Feldrändern, Wiesen und zunehmend auch in stadtnahen Gebieten. Als anpassungsfähiger „Schlüpfer“ nutzt es strukturreiche Lebensräume mit Deckung wie Hecken, Jungwuchs und Waldränder, um Nahrung und Schutz vor Störungen zu finden.
Rehe sind überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Tagsüber ruhen sie in Deckung, abends und früh morgens gehen sie auf Nahrungssuche. Sie ernähren sich hauptsächlich von Kräutern, Knospen, jungen Trieben, Beeren und landwirtschaftlichen Pflanzen, weshalb sie in der Landwirtschaft gelegentlich Verbissschäden verursachen können
Landschaft geben.
AUSSEHEN & MERKMALE
Rehe sind mittelgroße Huftiere mit einer Körperlänge von etwa 107–127 cm und einer Schulterhöhe von rund 65–84 cm.
Weibliche Tiere wiegen meist 15–25 kg, Böcke sind etwas schwerer.
Das Fell ist im Sommer rötlich-braun und im Winter graubraun, Kitze tragen helle Flecken zur Tarnung.
Charakteristisch für männliche Tiere ist ein jährlich neu gebildetes Geweih, das im Spätwinter abgeworfen wird. Rehe verfügen über ein sehr gutes Seh- und Riechvermögen und reagieren bereits auf kleinste Bewegungen.
LEBENSRAUM & VERBREITUNG
Rehwild ist in Bayern nahezu flächendeckend verbreitet. Ideale Lebensräume bestehen aus einem Mosaik aus Wald, Lichtungen, Feldrändern, Hecken und jungen Gehölzen, die Nahrung und Deckung bieten.
Auch offene Agrarlandschaften werden genutzt, solange deckungsreiche Strukturen vorhanden sind.
Das Reh gilt als typischer Bewohner der Kulturlandschaft und profitiert von abwechslungsreichen, naturnah gepflegten Flächen.
NAHRUNG & ERNÄHRUNG
Rehe zählen zu den Selektierern unter den Wiederkäuern und fressen vor allem leicht verdauliche Pflanzenteile.
Im Frühjahr dominieren Kräuter und junge Triebe, im Sommer ein breites Spektrum an Laub und Krautpflanzen.
Im Herbst und Winter stehen Knospen, Beeren und Zweige auf dem Speiseplan.
Bei Nahrungsmangel können Rehe auch landwirtschaftliche Kulturen nutzen, was regional zu Verbissschäden führen kann.
FORTPFLANZUNG & JAHRESVERLAUF
Die Brunft findet in Bayern im Juli und August statt.
Nach der Befruchtung folgt eine Keimruhe, sodass sich der Embryo erst im Winter weiterentwickelt.
Kitze werden meist im Mai geboren und in dichter Vegetation abgelegt, während die Ricke in der Umgebung äst.
Die Jungtiere verharren reglos, was sie vor Fressfeinden schützt.
VERHALTEN & SOZIALSTRUKTUR
Rehe leben überwiegend einzeln. Böcke bilden während der Vegetationsperiode Territorien und markieren diese mit Duft- und Sichtmarken.
Im Winter können sich in offenen Landschaften größere Gruppen bilden, die jedoch keine festen Sozialverbände darstellen.
Rehe reagieren sehr empfindlich auf Störungen, weshalb ruhige Rückzugsräume wichtig sind.
BEDROHUNGEN & SCHUTZ
Zu den wichtigsten Gefährdungsfaktoren für Rehe gehören Wildunfälle, die in Bayern aufgrund dicht befahrener Straßen besonders häufig auftreten. Zusätzlich führen intensive Landwirtschaft, Siedlungsentwicklung und Infrastrukturmaßnahmen zu einem Verlust und einer Zerschneidung von Lebensräumen, wodurch Rückzugsräume kleiner werden und Wanderbewegungen erschwert sind. In Gebieten mit hohen Bestandsdichten können außerdem Nahrungsmangel, Konkurrenzdruck und eine erhöhte Sterblichkeit von Jungtieren auftreten. Ein weiterer Belastungsfaktor ist das zunehmende Freizeitaufkommen in der Natur: Wanderer, Radfahrer und freilaufende Hunde verursachen Störungen, insbesondere während der Setzzeit und in den winterlichen Ruhephasen, was zu Stress und Energieverlust beim Wild führen kann.
FAZIT
Das Reh ist ein prägendes Wildtier der bayerischen Kulturlandschaft. Trotz seiner Häufigkeit ist es auf strukturreiche, vernetzte Lebensräume angewiesen. Naturnahe Landschaftsgestaltung, Gewässerschutz und Rückzugsflächen tragen entscheidend zum langfristigen Erhalt gesunder Rehpopulationen bei.
