Schmetterlinge sind wichtige Indikatoren für die ökologische Qualität unserer Kulturlandschaft. Viele gefährdete Arten Bayerns leben nicht in Wäldern oder Siedlungsräumen, sondern in extensiv genutzten Wiesen, Weiden und an strukturreichen Ackerrändern. Diese Lebensräume entstehen und bleiben nur durch angepasste Bewirtschaftung erhalten – sie verschwinden, wenn sie entweder intensiviert oder komplett aufgegeben werden und verbuschen.
Eine naturnahe, differenzierte Bewirtschaftung kann Falterpopulationen stabilisieren und gleichzeitig Bestäuber, Bodenorganismen und Klima-Resilienz fördern.
Warum landwirtschaftliche Flächen entscheidend sind
Viele Tagfalterarten sind habitatspezialisiert und auf bestimmte Pflanzenarten und kleinteilige Strukturen angewiesen.
Beispiele: Art Typischer Lebensraum Abhängigkeit
Großer & Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling extensiv genutzte Feuchtwiesen Großer Wiesenknopf + Wirtsameisen
Schwalbenschwanz Brachen, Ackerränder Wilde Möhre, Fenchel, Dill
Dukatenfalter / Feuerfalter magere extensiv genutzte Wiesen Sauerampfer-Arten
Hauhechel-Bläuling Trockenrasen & beweidete Flächen Hauhechel, Kleearten
Zitronenfalter strukturreiche Landschaft Kreuzdorn / Faulbaum
Entscheidend ist: Artenreichtum entsteht nicht auf intensiv gedüngten, häufig gemähten Silageflächen, sondern auf extensiv bewirtschafteten Standorten mit geringem Nährstoffeintrag und strukturreichem Umfeld.
Wichtige Pflanzen für schmetterlingsfreundliche Wiesen
RAUPENFUTTERPFLANZEN (FÜR REPRODUKTION ENTSCHEIDEND)
Pflanze Bedeutung Standort
Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) Unverzichtbar für Ameisenbläulinge Feuchtwiesen, extensiv
Hauhechel (Ononis spinosa) Futterpflanze für Bläulinge Magere Weiden, Trockenrasen
Sauerampfer (Rumex acetosa) Feuerfalter Magerwiesen
Wilde Möhre (Daucus carota) Schwalbenschwanz (spezifisch) Ackerränder, Brachen
Kreuzdorn / Faulbaum Eiablage Zitronenfalter Hecken, Gewässerränder
Kleearten (Trifolium spp.) Nektar & Raupenfutter Weiden, ungedüngt
NEKTARPFLANZEN FÜR ERWACHSENE FALTER
Viele Arten sind nicht strikt spezialisiert, profitieren aber von lang blühenden, heimischen Pflanzen:
Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea) — sehr wertvoll, robust
Skabiosen (Scabiosa spp.) — wichtig im mageren Grünland
Natternkopf (Echium vulgare) — nahrungssicher in Trockenphasen
Disteln (Cirsium-Arten, heimisch) — wichtig, aber gezielt heimische Arten fördern
Sal-Weide (Salix caprea) — entscheidend für Frühjahrsstart
👉 Hubschrauberregel: Je magerer und sonniger,
desto blütenreicher — je nährstoffreicher und dichter, desto artenärmer.
Wiesenpflege für Falter – differenziert statt pauschal
Statt starrer Regeln braucht es an Standort, Höhenlage und Wiesenart orientierte Pflege.
MAHD
nicht zu früh, um Raupen & Eier nicht zu zerstören
nicht immer zu spät, da spätere Arten wiederum frühe Struktur brauchen
optimal: abschnittsweise / Mosaikmahd → immer Rückzugsräume erhalten
Praxisbewährt:
Wiesentyp Empfehlungs-Tendenz (regionabhängig!)
Feuchtwiesen 1. Schnitt spät (Juli–Aug.), 2. Nachmahd später Herbst
Magerrasen seltene Mahd oder extensive Beweidung
Silagewiesen Umstellung auf weniger Schnitte + Abfuhr des Schnittguts
👉 Kreiselmäher töten deutlich mehr Insekten als Balkenmäher — Technik macht Unterschied.
DÜNGUNG
Möglichst nährstoffarm → fördert Blütenpflanzen
Gülle fördert Gräser → verdrängt Futterpflanzen → Artenverlust
Moderate, gezielte Weide statt flächiger Düngung fördert Strukturvielfalt
Landschaftselemente stärken Populationen
Schmetterlinge benötigen Vernetzung & Mikrohabitate, nicht nur eine einzelne Wiese:
Hecken aus heimischen Sträuchern (statt Kirschlorbeer)
Feldraine, Böschungen, Saumbiotope stehen lassen
Gewässerrandstreifen ungedüngt, ungemäht
Offenboden & Steinflächen für Wärme
Altgras & Überwinterungsstrukturen nicht komplett räumen
Extensive Nutzung verhindert zudem Verbuschung sensibler Magerrasen, die bei völliger Stilllegung Arten verlieren.
Zusammenfassung
Schmetterlinge in Bayern profitieren nicht von „Natur ohne Nutzung“, sondern von angepasster, extensiver Bewirtschaftung, die Pflanzenvielfalt, Struktur und Nährstoffarmut erhält. Landwirtschaft kann somit ein zentraler Partner im Artenschutz sein — vorausgesetzt, Mahdzeitpunkte, Dünger, Flächenstruktur und Futterpflanzen werden bewusst gewählt.
Artenreiche Wiesen sind Kulturlandschaft — und ihre Zukunft liegt in nachhaltiger Nutzung.
