Im Herbst wechseln Vögel von der Brut- in die Überwinterungsphase. Zugvögel verlassen ihre Brutgebiete, Jungvögel trennen sich von den Eltern und alle ziehenden Arten sammeln Energiereserven. Standvögel bleiben vor Ort, bauen aber Fettreserven auf und suchen nahrungsreiche Lebensräume. Ein vielfältig strukturierter Garten kann in dieser Übergangszeit sowohl Zug- als auch Standvögeln wichtige Ressourcen bieten.
Welche Vögel ziehen – und wohin? (Überblick Gartenarten)
Art Zugtyp Zielregionen
Rotkehlchen (Nordeuropa) Kurzstreckenzieher Westeuropa, Spanien
Rauchschwalbe, Mehlschwalbe Langstreckenzieher Afrika südlich der Sahara
Mauersegler Langstreckenzieher Zentral- & Südafrika
Buchfink (♀ weiter als ♂) Teilzieher Südwest- & Westeuropa
Star Teilzieher Südeuropa/Nordafrika
Meisen, Spechte, Sperlinge Standvögel lokal, teils Wintertrupps
Zugverhalten ist oft populationsabhängig: Mitteleuropäische Rotkehlchen bleiben eher, nordische kommen als Gäste dazu.
Vorbereitung auf den Zug: Energie & Verhalten
Vor dem Abflug findet Fettanlagerung statt, da Fett der effizienteste Energiespeicher für Langstreckenflug ist.
Wichtige Prozesse:
Hyperphagie (erhöhte Nahrungsaufnahme)
Umstellung von Insekten- auf Beerenkost
Schwarmbildung als Schutz & energetische Effizienz (z. B. Stare)
Orientierung über Magnetfeld, Sterne, Landschaftsmerkmale
Hohe Bedeutung von Beeren:
Holunder, Eberesche, Weißdorn, Pfaffenhütchen
Liguster, Schneeball-Arten (heimische!)
Ernährungsschwerpunkt im Herbst
Jahreszeit Schwerpunkte
Juli–August Beeren, Weichfutter, Insekten
September Früchte & Samen (Energiephase)
Oktober–November fettreiche Samen & Winterreserven
Wichtige Pflanzen im Garten:
Pflanzenart Besonderheit
Holunder frühe Energiequelle
Hagebutte langlebige Winterbeeren
Weißdorn Schutz + Nahrung
Disteln & Karden wertvolle Samen für Finken
Wildes Obst (Apfel, Pflaume) Fallobst als Futter
Gartenpraxis:
Stauden, Gräser & Samenstände nicht im Herbst schneiden – sie sind Winterfutter.
Herbst & Fütterung – sinnvoll oder nicht?
Herbstfütterung kann sinnvoll sein, aber ist nicht zwingend nötig, wenn Garten natürliche Ressourcen bietet.
Wann Fütterung hilfreich ist:
bei schlechtem Beerenjahr
bei Zugstau (viele Zuggäste)
bei früher Kälte
in städtischen Habitaten ohne Wildpflanzen
Geeignete Herbstfutter:
Beeren, Rosinen, Obststücke
Ungesalzene Nüsse, Sonnenblumenkerne
Fettblöcke, Haferflocken (mildes Wetter)
Vorsicht bei hohen Temperaturen → Infektionsrisiko, vor allem Trichomoniasis (Finken).
Regel:
Bei Anzeichen von Krankheit Fütterung sofort unterbrechen und Hygiene erhöhen.
Gefahren im Herbst
Gefahr Wirkung Lösung
Glasfenster bei Zugbewegung Kollisionen Fliegerschutz, Markierungen
frühe Mahd von Wiesen Verlust von Samenständen Schnitt ab Oktober/November
Heckenrückschnitt Verlust von Herbstbeeren Schnitt erst im Winter
Pestizide & „saubere“ Gärten keine Nahrung Wildpflanzen + Fallobst
Zusatz: Nachtbeleuchtung erschwert Orientierung bei Zugvögeln → Licht reduzieren.
Maßnahmen für einen vogelfreundlichen Herbstgarten
- Stauden & Gräser bis Frühjahr stehen lassen
- heimische Beerensträucher pflanzen
- Fallobst liegenlassen (Hygiene beachten)
- Lichtverschmutzung reduzieren
- vogelgerechte Fenstermarkierungen
🚫 keine Herbst-Komplettreinigung
🚫 keine Ziersträucher ohne ökologische Funktion
🚫 keine Rollrasen-Monokulturen
